Lust darf nicht behindert werden- Selbstbestimmt durch Sexualität
Alle Menschen haben ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, unabhängig davon, ob sie mit einer Behinderung leben oder nicht. Nach wie vor wird diesem Thema leider, teils sehr stark, mit Scham, Angst, Unsicherheit oder gar Verboten begegnet. Aus diesem Grund nahmen mehrere Mitarbeitende aus verschiedenen Wohngemeinschaften unseres Unternehmens sowie ein Klient an dem inklusiven Fachtag „Lust darf nicht behindert werden. Selbstbestimmung durch Sexualität” im Hygienemuseum Dresden teil.
In diesem Beitrag möchte ich Ihnen und euch in einem kurzen Einblick schildern, wie ich den Fachtag erlebt habe. Zu dem inklusiven Fachtag, welcher durch das Projekt „MELiSSE“ (Meine Liebe und selbstbestimmte Sexualität, von pro familia) organisiert wurde, waren alle interessierten Menschen, mit und ohne Handicap, sowie deren Betreuer:innen und Angehörige eingeladen. So ergab sich ein bunt gemischtes Publikum und ein Ort der Begegnung auf eine besondere Art.
Der Tag begann mit einer berührenden und inspirierenden Eröffnungsrede unter anderem durch Antje Barthen. Außerdem stellte sich das Organisationsteam des Fachtages (MELiSSE) vor. Nach einer kurzen Pause folgte die erste Runde der Workshops. Angeboten wurden diese in Leichter oder Schwerer Sprache, sodass für jede(n) etwas dabei war.
Themen waren unter anderem „Selbstbehauptung und Selbstschutz“, „Sexuelle Vielfalt“, „Eltern sein“, „Schutzkonzepte entwickeln“ oder „Sexual-Assistenz und Sexual-Begleitung“.
Ich besuchte den Workshop „Was bedeutet Sexuelle Selbst-Bestimmung im Recht?“ mit Dr. Martin Theben. Hier kam es vor allem zum Austausch unter den Teilnehmenden. Es wurde von persönlichen und beruflichen Erfahrungen berichtet. Es folgten Diskussionen zu Fragestellungen wie „Warum spielt die sexuelle Selbstbestimmung der Klient:innen oftmals gar keine Rolle im Betreuungsalltag?“ oder „Was braucht es neben Respekt und Empathie für den Umgang mit einem solch intimen Thema?“.
Ich nutzte den Workshop, um vor allem meine eigene Haltung und Denkweise zu reflektieren und zu hinterfragen. Im Anschluss fand die große Mittagspause mit leckerem vegetarischen und veganen Essen statt. Alle konnten den Input aus den Workshops „sacken“ lassen und vielleicht den ein- oder anderen Gesichtspunkt mit dem Gegenüber nachbesprechen. Außerdem gab es die Möglichkeit, reichlich fachlichen Input in Form von verschiedensten Info- Materialien sowie besondere Postkarten, Aufkleber oder Anstecker kostenlos mitzunehmen.
Der zweite Workshop am Nachmittag handelte von „Sexual-Assistenz und Sexual-Begleitung“. Hier lernten die Teilnehmenden Frau Deva Busha kennen. Sie arbeitet als Tantra-Masseurin und Sexualbegleiterin. Frau Busha berichtete von ihrer beruflichen Tätigkeit und zeigte Einblicke in ihren Arbeitsalltag mittels Video- und Fotomaterial. Es war unglaublich spannend, ihren Erzählungen zu folgen. Bis dato konnte ich mir persönlich nur annähernd etwas darunter vorstellen.
So wurden durch den Workshop einige Vorurteile und Unsicherheiten beseitigt und die Akzeptanz für ein so wertvolles Arbeitsfeld gesteigert. Nach der Abschlussrede fand am Ende des Fachtages eine „Kennlern-Disko“ statt, welche für Gespräche und Austausch sowie für Vernetzung und das ein- oder andere „erste Kennenlernen“ genutzt wurde.
Der Fachtag ermöglichte es, Vorurteile und Barrieren abzubauen, Antworten auf Fragen zu finden sowie Wissen anzueignen und neue Perspektiven zu finden. Nur wenn wir zu dieser Thematik in einen respektvollen und wertschätzenden Austausch gehen, können wir dem Tabuisieren vorbeugen und somit Inklusion, Teilhabe und Selbstbestimmung ermöglichen. Gerade solche Veranstaltungen im inklusiven Kontext tragen einen wichtigen Teil dazu bei.
Anne Dreier (Heilpädagogin B.A.)